Punkt 9:00 Uhr ging es los an der AFBMC. Es haben sich so viele Social Media Begeisterte wie noch nie zur Konferenz im Hotel Estrel eingefunden, um auf drei Bühnen die rund 30 Vorträge zu verfolgen. Die aus meiner Sicht interessantesten Beiträge habe ich in den nächsten Absätzen zusammengefasst.
Den Start machte Florian Renz der GfK Deutschland. In rund 40 Minuten brachte er uns Zuhörern das Thema „Reichweite und kurzfristige Wirkung von Facebook Mobile gegenüber klassischen Medien“ näher und hat uns als Marktforscher mit Zahlen zum deutschen Markt eingedeckt. Die GfK Deutschland macht es möglich mit dem Crossmedia LINK Panel die Mediennutzung und das Kaufverhalten an einer Quelle zu messen, dies ist interessant, da durch die Zusammenarbeit mit Facebook ID’s und Nutzerprofile eingesetzt werden können. Auch Mediaschneider beschäftigt sich aktuell mit dem LINK Kampagnentracking und analysiert die ersten Ergebnisse im Rahmen einer grossen digitalen Kampagne in der Schweiz. In Deutschland haben die Plattformen von Facebook rund 43.46 Millionen Unique User, das sind 80% der Deutschen Onliner die eine der Plattformen mindestens einmal im Monat nutzen. In 40% der Zeit die am Smartphone verbracht wird beschäftigt sich der Deutsche mit der Facebook Familie, klar angeführt durch Whatsapp mit 23%. Auch in der Schweiz werden diese relativen Zahlen wohl ähnlich aussehen – einen guten Überblick zur Facebook Nutzung in der Schweiz gibt es in den Audience Insights. Rund 40% der Schweizer nutzen Facebook Mobile only, dazu verwenden 50% die die Plattform kombiniert mit Desktop und nur noch rund 10% loggen sich nur auf dem Desktop ein.
Zum Thema „In welchem Masse nutzen und analysieren Marken die sozialen Netzwerke“ kam Alexander Peiniger von quintly auf die Bühne. Er zeigte auf, dass sich die Interaktionsraten je nach Plattform stark unterscheiden und mit der Anzahl Follower abnehmen. Er bestätigte, dass das Fanwachstum heute nicht mehr im Vordergrund steht, sondern sich die Analysen immer häufiger mit der Interaktion mit der Marke auseinandersetzen. Die Auswahl der Netzwerke werde immer vielfältiger, obwohl je nach Land deutliche Unterschiede bestehen. In den USA sind Twitter und Instagram für Werbetreibende, auf Kosten von Facebook, viel gefragter als in Deutschland, wobei der Fokus in Deutschland immer noch auf Facebook liegt.
Die Golden Rules und Brilliant Cases von Instagram Kampagnen haben uns Jan Firsching und Andreas Bersch von der Agentur Brandpunkt aufgezeigt. Sie begannen mit der Aussage „2017 ist Instagram das Facebook von heute!“. Das die sozialen Medien keine Ähnlichkeit mehr zu den klassischen Medien haben ist bekannt, doch der Wandel vom Monolog zum Dialog muss auch unbedingt im Advertising berücksichtigt werden. Eine Befragung von Jugendlichen zeigt, dass sie die sozialen Netzwerke als Inspiration, Spass, Freundschaft und News-Plattform in einem sehen. Dies stellt auch neue Anforderungen an die Kreativität, die Inhalte und Planung von Instagram Kampagnen. Auch Mediaschneider stuft die Auseinandersetzung mit den neuen Anforderungen als höchst relevant ein, um erfolgreiche Social Media Kampagnen durchzuführen. Speziell auf Instagram ist es notwendig umzudenken. Dafür wurden von Jan Firsching und Andreas Bersch 7 Eckpfeiler von Instagram Kampagnen vorgestellt. Die Brilliant Cases umfassten meist Unternehmen mit Erfahrungsvorsprung aus den USA wie Dunkin Donuts, Oreo, GoPro oder TOMS.
Nach der Kaffeepause war es Zeit für Snapchat – ob die Plattform Teenie-Kram, Sexting App oder Marketingkanal der Zukunft sei, versuchte Arne Züll von Karstadt Sports zu beantworten. Er stellte die Plattform als „the next big thing“ vor. Weltweit nutzen bereits 200 Millionen Personen Snapchat, wobei täglich über 1 Milliarde Snaps (Schnappschüsse) geteilt werden. Aber ist es ein Teenie-Kram? Die Nutzung der 16 – 24 Jährigen liegt tatsächlich bei rund 50%, die zweite starke Nutzergruppe sind die 25 – 24 Jährigen mit 30%, somit geht die Nutzung über die Teenies hinaus. Aber was ist so speziell an Snapchat? Die Plattform bietet Content Häppchen in einer Gesellschaft bei der die Aufmerksamkeitsspanne immer geringer wird. Nach dem Betrachten werden die Snaps automatisch wieder gelöscht. Arne Züll, der seine Bachelorarbeit zu dem Thema geschrieben hatte, verglich Instagram mit einer Hochzeit geprägt durch Hochglanz und Perfektion und Snapchat als das mit dem Schlafanzug auf der Couch des besten Freundes sitzen und Chips essen. Ein lustiger und dennoch sehr akkurater Vergleich. Doch wie können Unternehmen die Plattform als Marketingkanal nutzen? Apple Music nutzt die Plattform um „Behind the Scenes“ Clips zu streuen. Auch die Kommunikation an Events ist geeignet für Snapchat, was der FC Bayern München oder Mönchen Gladbach bei Fussballspielen schon rege nutzt. Auch besteht die Chance für Storytelling, Produktkommunikation oder Recruiting. Doch wie sieht es mit Sales aus? Leider fehlt eine externe Verlinkung. Mit Discount Codes zum Beispiel kann dies umgangen werden. Es zeigt sich das es noch mehrere Hürden gibt, um Snapchat als Marketingkanal zu nutzen, trotzdem ist es mit einer gewissen Kreativität und Experimentierfreudigkeit möglich und interessant den Kanal für Marken einzusetzen.
Nach zehn inspirierenden Referaten, interessanten Gesprächen, guter WLAN-Verbindung und feiner Verpflegung stieg ich wieder in den Flieger nach Zürich mit voller Vorfreude auf die nächste All Facebook Marketing Conference.