Google in Nöten Teil 1:
Anspruchsvoller Wettlauf um die künstliche Intelligenz
Das Jahr 2024 könnte entscheidend für die Zukunft der künstlichen Intelligenz werden. Neben der offenen politischen Frage bezüglich möglicher regulatorischer Massnahmen wird es spannend zu beobachten, welcher Technologie-Gigant im Wettlauf die Nase vorn hat. Microsoft, Meta und Google liefern sich ein hartes Rennen. Aktuell scheint jedoch Microsoft nicht nur über bessere Lösungen zu verfügen, sondern auch eine grössere Motivation zu haben, dieses Rennen zu gewinnen.
Ausgerechnet die dominante Position von Google im Suchmaschinenmarkt könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Der Konzern kann an einer wirklichen brauchbaren KI eigentlich kein Interesse haben, denn diese würde das gegenwärtige Geschäftsmodell untergraben: Jede Suchanfrage bietet Google die Möglichkeit, Anzeigen zu schalten und somit Einnahmen zu generieren. Wenn jedoch Suchanfragen direkt zu umfassenden Informationen führen, würde dieses Modell weitgehend obsolet werden. In diesem Fall müsste ein neues Erlösmodell gefunden werden, das vergleichbare Gewinne erzielt. Microsofts Suchmaschine Bing ist derzeit bei der klassischen Keyword-Suche hoffnungslos unterlegen, jedoch könnte eine KI-Lösung ein echter Gamechanger sein. Microsoft kann also durch eine KI nur gewinnen, während für Google die Gefahr besteht, an Einfluss zu verlieren.
Google in Nöten Teil 2:
Juristische Bedrohungen in den USA und der EU
Im September 2023 hat das US-Justizministerium ein Kartellverfahren eröffnet, in dem Google
vorgeworfen wird, seine marktbeherrschende Stellung mit rechtswidrigen Mitteln erlangt zu haben. Parallel dazu hat die Europäische Kommission in der EU drei separate kartellrechtliche Untersuchungen gegen Google gestartet, aufgrund des Verstosses gegen das EU-Wettbewerbsrecht durch seine marktbeherrschende Position. Diese Untersuchungen führten zu offiziellen Anklagen im Zusammenhang mit Google Shopping, Google AdSense und dem Android-Betriebssystem.
Zusätzlich hat die Europäische Kommission ein förmliches Kartellverfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob eine Vereinbarung von Google und Meta in Bezug auf Display-Werbung möglicherweise gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften verstösst. Wenn der Konzern in diesen Fällen schuldig befunden wird, drohen Geldstrafen in Milliardenhöhe und Google könnte gezwungen sein, bestimmte Geschäftspraktiken zu ändern. Im schlimmsten Fall droht gar Zerschlagung des Unternehmens.
Schweizer Werbemarkt im Umbruch: OOH-Duopol und ein herausforderndes Umfeld für Werbung
Im Jahr 2024 stehen im Schweizer Werbemarkt bedeutende Veränderungen bevor. Goldbach hat neben Neo Advertising nun auch Clear Channel übernommen. Dadurch entsteht mit der APG und Goldbach Neo quasi ein Duopol. Ein entsprechender Preisanstieg ist somit sehr wahrscheinlich.
Viele Medienhäuser und Vermarkter haben bereits im vergangenen Jahr Sparmassnahmen ergriffen – meist in Form von Personalabbau, denn wenn die Nutzung sinkt, sinken auch die Werbeeinnahmen. Da auch einige Agenturen Stellen abbauen mussten, deutet sich an, dass qualifizierte Fachkräfte 2024 nicht mehr ganz so schwierig zu finden sein werden, wie in den vergangenen Jahren.
Sport, Sport und noch mehr Sport – im Sommer und zur besten Sendezeit
Das Jahr 2024 verspricht eines der aufregendsten europäischen Sportjahre seit Langem zu werden. Sowohl die Olympischen Sommerspiele als auch die Fussball-Europameisterschaft finden im gleichen Jahr statt – und das auch noch inmitten Europas (Olympia in Paris und die Europameisterschaft in Deutschland).
Tatsächlich gab es diese Konstellation das letzte Mal im Jahr 2012 (Olympia in London und die Euro in Polen und der Ukraine). Der Sport wird also bei uns im Sommer zur besten Sendezeit und ohne Zeitverschiebung in den Bewegtbildkanälen laufen. Diese Situation erweist sich für die Werbevermarktung in der Schweiz als äusserst vorteilhaft und könnte zumindest vorübergehend die schwierige Lage auf dem Werbemarkt für viele Marktteilnehmer
etwas entspannen.
Data Driven Marketing – back to the Roots
Aus der viel bejammerten “Cookieless Future” wird 2024 eine sehr reale “Cookieless Gegenwart”. Moritz Schneider brachte es bereits in seinem Jahresausblick für den Horizont treffend auf den Punkt: “Die technischen und legislativen Restriktionen machen eine akkurate und übergreifende Messung der digitalen Werbung zunehmend unmöglich. Messungen basieren zukünftig vermehrt auf Wahrscheinlichkeiten und Hochrechnungen.
Das grösste Versprechen des Data Driven Marketings wird unerfüllt bleiben: Die gläsernen Konsumenten, deren Verhaltensweisen sich auf Basis gesammelter Daten perfekt vorhersagen lassen, wird es so nicht geben. Zwar werden wir nach wie vor Daten zur Verfügung haben, mit denen wir arbeiten können, dennoch müssen wir uns auch wieder auf die Ur-Tugenden der Werbung besinnen. Werbung muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen erreichen, sie muss sichtbar sein und überzeugen. Das war so und das bleibt so, ob mit oder ohne Daten.