Die Reise
In der Schweiz ist es nasskalt und grau, als wir mit vollen Koffern am Flughafen Kloten in den Flieger steigen. Die Reise führt uns über Johannesburg nach Lusaka, die Hauptstadt von Sambia. Sambia hiess vormals Nordrhodesien und ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Er grenzt an Angola, die Demokratische Republik Kongo, Tansania, Malawi, Mosambik, Simbabwe, Botswana und Namibia. Der Name leitet sich vom Fluss Sambesi ab. Sambia wurde am 24. Oktober 1964 vom Vereinigten Königreich unabhängig.
Als wir ankommen, scheint die Sonne und die Temperatur liegt bei angenehmen 27 Grad. Wir fühlen uns, als wären wir nach Hause gekommen. Für uns ist es nicht das erste Mal in diesem wunderbaren Land. Alte Freunde begrüssen uns am Flughafen. Youngson, „the suit and tie guy“ Ndawana, nimmt uns herzlich in Empfang. Youngson ist der Hauptverantwortliche an der Universität UNZA für unser Projekt, welches in diesem Jahr unter einem etwas schwierigen Stern steht.
Die Politik
Als wir ankommen, ist die Universität geschlossen. Grund dafür sind Studentenaufstände. Es ist Wahljahr in Sambia. Konkret geht es dabei darum, dass den Studenten das ihnen zur Verfügung stehende Geld für Essen verweigert wurde. Das ist insofern sehr problematisch, als sehr viele Studenten von diesen Zuschüssen leben. Es handelt sich um rund 50 Franken pro Monat. Das Aussetzen der Zahlungen hat für grossen Wirbel gesorgt und mündete in einem zweitägigen Protest gegen die Regierung und deren Praxis. Die Reaktion der Regierung auf die Proteste scheint für Schweizer Verhältnisse absurd. Die Universität wurde kurzerhand auf unbestimmte Zeit geschlossen und sämtliche Studenten exmatrikuliert. Die Studenten wurden gezwungen, das Areal binnen 6 Stunden zu verlassen. Das ist dramatisch, weil ein Grossteil der Studenten auf dem Campus wohnt und von sehr weit weg stammt. Die Schliessung der Universität in Kombination mit der Aussetzung der Zuschüsse stellt für viele Studenten ein ernsthaftes Problem dar. Essen und Schlafen sind von heute auf morgen nicht mehr garantiert.
Der Enthusiasmus
Nichtsdestotrotz hat es das Department of Masscommunication an der UNZA fertiggebracht, 27 Studenten aus dem 3. Jahr für das Projekt zu begeistern. Somit kann der Unterricht trotz äusserer Widrigkeiten pünktlich starten. Dass alle Studenten freiwillig teilnehmen, sollte sich als grosser Glücksfall erweisen. Wir treffen auf hochmotivierte und aufgeschlossene junge Menschen – Persönlichkeiten mit Visionen für ihr Land und ihre Zukunft.
Das Projekt
Der Fokus unserer Arbeit teilt sich in vier Hauptbereiche: erstens die Modernisierung der vor rund 4 Jahren erstellten Online-Zeitung lusakastar.com, zweitens das Training der Studenten auf dem neuen Publishing System, drittens die Theorielektionen über History of the Internet, Writing for the Web und Social Media und viertens die verschiedenen Workshops mit dem Ziel, den angehenden Journalisten professionelle Projektmanagement-, Analyse- und Publishing-Skills für digitale Projekte mitzugeben.
Wir starten mit einer Analyse bestehender internationaler Newssites. In Gruppen wird analysiert, wie Newssites aufgebaut sind, welche Formen von Content existieren und wie diese kombiniert werden. Welche Site macht was gut, was weniger? Wo unterscheiden sich die Plattformen in Bezug auf Zielgruppen, Tonalität, Inhalt und Optik? Auch Usability und Sitestruktur sind Themen.
In Teams erarbeiten die Studenten eine Präsentation und stellen die erarbeiteten Ergebnisse vor der Klasse vor. Wir betreuen den ganzen Prozess intensiv und geben Feedback und Inputs. Nach diesem Sprung ins kalte Wasser (Workshops kennt man nicht) erhalten die Studenten die Aufgabe, ein Konzept für ein eigenes digitales Business zu entwickeln und dabei die erworbenen analytischen Fähigkeiten anhand einer eigenen Idee zu formulieren und unter Beweis zu stellen. Die Vielfalt der Projekte ist beeindruckend. Gemeinsam mit den Gruppen erarbeiten wir sieben vielversprechende Konzepte. Die Bandbreite reicht von Collaboration-Plattformen an der Universität bis zu Personal-Shopping-Dienstleistungen. Die Studenten müssen ein konsistentes Konzept mit Zielgruppenanalyse, Konkurrenzanalyse, Projektbeschrieb, Moodboard, Sitestruktur, Content-Konzept, Positionierungschart und Sitemap abliefern. Ein intensiver Prozess mit grandiosen Resultaten!
Im Zentrum des Einsatzes steht aber die neue Newsplattform lusakastar.com. Die Drupal-basierte Version wurde in Vorarbeit von Mediaschneider auf WordPress migriert und vor Ort auf die spezifischen Bedürfnisse der Universität abgestimmt und angepasst. Der neue Lusaka Star ist eine State of the Art Newsplattform, full responsive mit integriertem Publishing-Prozess und aktuell mit Abstand die modernste Newsplattform des Landes. Nun liegt es an der Universität, das Potenzial zu nutzen.
In der zweiten Woche des Projekts besucht uns Andreas Schenker, ebenfalls von Mediaschneider. Der Kameramann und Film-Enthusiast (sein Kurzfilm „Stand clear of the closing doors“ wurde eben in Cannes angenommen) dokumentiert das Projekt in 4k, vermittelt den Studenten in einer spontanen Lektion Tipps und Tricks für Foto- und Bewegtbild-Journalismus und ermutigt sie, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu produzieren. Sehr gelungen!
Land und Leute
Sambia ist das freundlichste Land, das wir kennen. Darüber sind wir uns einig. Die Offenheit, die ungekünstelte Freundlichkeit und die Lebensfreude der Menschen sind schlicht überwältigend. Wir gehen gerne wieder in unsere zweite Heimat.