Das Auftaktreferat hielt Prof. Dr. Franz Rudolf Esch, sein Thema „Real, digital, social, egal. Hauptsache Marke“. Er wies darauf hin, dass für Markterfolg nach wie vor zentral ist, dass eine Marke geliebt und gelebt wird. Bei 73 % der Marken ist dies nicht der Fall, sie werden in Studien als bedeutungslos bezeichnet. Weiter erläuterte Esch, dass aktuell jedes Jahr die Menge von fünf Exabyte (=fünf Trillionen, d.h. fünf plus 18 Nullen) an Informationen digital gespeichert werden. Prognosen sagen voraus, dass es im Jahr 2020 bereits 44 Exabytes sein werden.
Der Informationsüberfluss ist ein weiterer Punkt im Referat von Esch. Nur 0.04 % der Informationen und Botschaften, die wir täglich erhalten, bleiben hängen. 20 bis 50 % der Kaufentscheide, die wir fällen, sind durch Word of Mouth beeinflusst – aber nur 10 % des WOM findet online statt.
Als nächste stellen Roland Kopf, Director Research bei Admeira, und Roman di Francesco von whoch2, ein Spin-off der Universität Bern, die Studie „Screen Effect“ vor. Die Studie verglich die Aufmerksamkeit der Probanden beim Konsum von Bewegtbildern auf dem TV und auf Mobile-Screens. Für diese Messungen wurden Wärmebildkameras eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass das TV-Gerät nach wie vor mehr Aufmerksamkeit erhält als die Mobile-Screens – auch, wenn beide gleichzeitig in Verwendung sind.
Hillevi Lausten, Head of Media bei Jimdo, war die nächste Rednerin. Sie stellte die Jimdo-TV-Kampagne vor und lancierte ihren Auftritt entsprechend mit der Frage: „Kann ein Online-Unternehmen offline gehen?“. Mehrere Testläufe waren notwendig, das Team musste sich in TV-Kennzahlen einarbeiten und viele Auswertungen wurden gemacht aber nach Abschluss der Jimdo-TV-Kampagne in Deutschland zeigte sich, dass die Frage mit ja beantwortet werden kann. Das Ergebnis war sogar sehr positiv, die Kampagne wird mittlerweile als Erfolgsstory bezeichnet. Sie wurde dann von Deutschland auf die Schweiz ausgedehnt und musste für den hiesigen Markt natürlich angepasst werden. Die Massnahmen haben bisher aber auch hier gut angeschlagen.
Es folgte der Auftritt von Dr. Tanja Hackenbruch und Dr. Mirko Marr, beide von der Mediapulse AG. Sie sprachen über die Zukunft der TV-Forschung. Granulation und Abdeckung sind die zwei Problemfelder in diesem Bereich: Das TV-Panel ist zu klein und die Betreiber sind – aus Kostengründen – nicht bereit, dieses zu vergrössern, die Messgenauigkeit kann entsprechend nicht verbessert werden. Ein aktueller Lösungsansatz ist ein hybrides Modell mit Panel- und Nutzungsdaten aus verschiedenen Quellen. Dabei wird aber die Bruttoreichweite gemessen (IPTV, Kabelnetzbetreiber etc.), das heisst, die Nettoreichweite müsste hochgerechnet werden. Die ideale Lösung ist noch nicht gefunden. Auf welches Vorgehen sich alle Involvierten einigen können, steht noch offen. Klar ist einzig, dass sich die TV-Forschung weiter entwickeln muss.
Zum Abschluss lieferten sich Martin Krapf, Screenforce, und Tom Hanan, Webrepublic, ein Wortgefecht. TV versus Youtube war das Thema. Danach wurden die Teilnehmer auf der Dachterrasse an der Halli-Galli-Bar mit einem Apéro Riche verwöhnt und der Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten fand bilateral seine Fortsetzung.